Aktionswoche - Schuldnerberaterin spricht mit Schülern aus Nordsachsen über Geld

Quelle: LVZ, 31.05.2022, Yvonne Schmidt

Aktionswoche - Schuldnerberaterin spricht mit Schülern aus Nordsachsen über Geld

Schuldnerberaterin Bettina Noack unterstützt Menschen in Bad Düben und Eilenburg in finanziellen Notlagen. In der Oberschule Bad Düben klärte sie Siebtklässler über den richtigen Umgang mit Geld auf. Warum das bereits in diesem Alter wichtig ist, erklärte sie der LVZ.

Nordsachsen. "Leeres Portemonnaie tut weh" – stand am Montag auf der Tafel im Klassenraum der Oberschule in Bad Düben. Im Ethikunterricht der siebten Klassen geht es in diesem Jahr um Armut und Reichtum. Passend dazu gab es einen Vortrag von Bettina Noack, Schuldnerberaterin der AWO Nordsachsen.

Armut und Reichtum im Ethikunterricht

Eine Doppelstunde lang wurde gemeinsam über den Umgang mit Geld gesprochen. „Kinder und Jugendliche werden über alles aufgeklärt, aber nicht über Finanzen“, sagt Noack. Einige Aufgaben gab es zum Beispiel zum Handyvertrag: Ist es ein Prepaid-Tarif oder Ratenzahlung? Haben sie es selbst gekauft oder geschenkt bekommen? Auch der Umgang mit Verträgen ist ein Thema. „Immer das Kleingedruckte lesen“, rät Bettina Noack. Auch wenn den Schülerinnen und Schülern bislang nur Taschengeld zur Verfügung steht – die Schuldnerberaterin hält das eigene Geld für sehr wichtig. Bei Beratungen denke sie oft: „Wenn dieser Mensch in der Kindheit gelernt hätte, mit Geld umzugehen, wäre er vielleicht jetzt nicht hier.“ Auch Sparen ist ein Thema. Wofür soll das Taschengeld dienen? „Für den Führerschein und ein Auto“, sagt eine Schülerin. „Für ein Moped“, eine andere.

 „Wer Schulden hat, ist selber Schuld“

Die Zusammenarbeit zwischen der Schuldnerberatung und der Oberschule fand bereits vor der Pandemie statt. Damals in den neunten Klassen, als ein ganzer Projekttag dem Thema Finanzen gewidmet wurde. „Wir wollen die Finanzkompetenz der Jugend stärken und zum Denken anregen“, sagt Bettina Noack. Mit der Doppelstunde in der siebten Klassenstufe ist sie zufrieden. Die meisten Kinder hätten einen sehr realistischen Bezug zu Geld. Dennoch: „Es gibt unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen in den Familien, die vor zehn Jahren noch nicht da waren“, sagt Lehrerin Ina Lorenz. „Und es gibt immer noch häufig die Meinung: Wer Schulden hat, ist selber Schuld“, fügt Bettina Noack hinzu. Dem will sie entgegenwirken, indem sie die Jugendlichen dafür sensibilisiert. „Vielleicht fragen sie dann auch mal zu Hause nach, was der Handyvertrag eigentlich kostet“, sagt Ina Lorenz.

Mehr Internetkäufe durch Pandemie

Bettina Noack berät Schuldner in Eilenburg und Bad Düben. Weder durch die Pandemie, noch durch die Inflation habe sie einen höheren Bedarf festgestellt. Bis sich die gestiegenen Preise bei ihr bemerkbar machen, würde es noch etwas dauern. Was ihr jedoch aufgefallen ist. „Die Internetkäufe haben durch die Pandemie zugenommen, und damit auch die Ratenkäufe.“ Sobald das Konto dann im Minus ist, wüssten viele allerdings gar nicht, was sie tun sollen, an wen sie sich wenden können. „Viele kennen ihre Schuldnerpflichten und -rechte gar nicht.“

Noack arbeitet schon seit 25 Jahren bei der AWO Nordsachsen als Schuldnerberaterin. Sie hat schon verschiedenste Fälle in allen Altersgruppen erlebt. „Es gibt ganze Familiengenerationen, die zu mir kommen, sowohl Geschwister als auch Eltern. Das ist das Tragische.“ Außerdem sei die Zahl an Gläubigern unter den jungen Leuten enorm gestiegen. Und: Es gehe um höhere Summen.

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