Quelle: Montag, 4. Dezember 2023, LVZ Lokales
Von Steffen Brost
Bad Düben
Für Barbara Paul war es der letzte Weihnachtsmarkt. Denn die Sachbearbeiterin für Soziales, Kultur und Vereine in der Stadtverwaltung wird zwei Tage vor Weihnachten offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Dann sagen ihre Kolleginnen und Kollegen sowie Bürgermeisterin Astrid Münster (WBD) „Tschüss“.
Barbara Paul wollte das so: „Ich möchte mit meinem Mann noch einiges erleben. Ich wünsche mir, dass wir noch lange gemeinsam und gesund durchs Leben gehen. Wir sind Reisefans und möchten uns noch ein paar Ecken in der Welt anschauen. Ein Traum sind die Seychellen und Mauritius. Den werden wir uns noch erfüllen“, sagt die 63-Jährige.
Barbara Paul war erst Krippenerzieherin in Bad Düben
Die gelernte Krippenerzieherin kam 1980 aus Pretzsch an die Mulde und arbeitete in der Kindertagesstätte in der Bitterfelder Straße. Später sogar als Leiterin. Als die Einrichtung mit der politischen Wende geschlossen wurde, suchte das Rathaus eine Mitarbeiterin.
„Man kam auf mich zu, ob ich für die Stadt im Bereich Soziales arbeiten möchte“, erzählt Paul. Später seien die Kindertagesstätten dazugekommen, die Vereine und Märkte. „Für die Vereine war der Kontakt zum Rathaus wichtig, die Belegungen unserer Sporthallen. Ich habe die Anträge für Fördermittel bearbeitet und auf den Weg gebracht“, so Paul weiter. Nach einer Strukturänderung im Rathaus vor etwa zehn Jahren übernahm sie dann noch die Organisation des alljährlichen Flohmarktes, der Regio-Frische-Märkte, des Weihnachtsmarktes und unterstützte das Stadtfest und andere kulturelle Veranstaltungen.
Weihnachtsmarkt war alljährliches Highlight
Mittlerweile sind 33 Jahre vergangen und die 63-Jährige kann viel erzählen. Vor allem an die schönen Märkte erinnert sich die Bad Dübenerin gern zurück. „Die Weihnachtsmärkte waren immer toll. Und der Kontakt zu den Menschen, die bei mir im Büro saßen. Und das waren manchmal ganz schön schlimme Schicksale“, erinnert sie sich. „Ich habe immer versucht, den Menschen eine Stütze zu sein sowie eine Perspektive zu geben und habe geholfen, was ging.“
Gleich nach dem Ende der DDR habe Paul die Polizei unterstützt und begleitet, wenn Menschen längere Zeit nicht vor ihrer Wohnungstür waren. „Die waren dann manchmal einfach still und leise gestorben und wir mussten die Wohnungen öffnen. Das waren keine schönen Erlebnisse“, erzählt Paul.
Nach der Rente noch ganz viel Ehrenamt
Aber es gibt auch vieles, was Barbara Paul weitermachen möchte: Ehrenamtlich ist sie seit vielen Jahren stark engagiert. „Ich helfe beim Brotkorb und bin bei der Arbeiterwohlfahrt im Kreisvorstand und im Ortsvorstand. Da gibt es immer viel zu tun“, sagt die angehende Ruheständlerin.
Und dann gibt es auch noch ein paar Enkel, ein Haus und einiges andere, worum sich Paul in Zukunft ein bisschen mehr kümmern werde. „Für meine Nachfolgerin bin ich natürlich auch immer erreichbar, wenn sie Fragen und Probleme hat“, kündigt Paul an.
Bürgermeisterin Astrid Münster findet nur lobende Worte für ihre scheidende Kollegin. „Barbara ist jemand, die sich nicht nur um ihre Bürger, sondern auch für einen tollen Zusammenhalt zwischen Stadt, Vereinen und Institutionen gekümmert hat. Egal ob das bei der Flüchtlingsvorbereitung war oder bei der Organisation des Brotkorbes. Sie hat ihren Job immer gelebt und nahm einem nie was groß übel. Ich wünsche ihr einen tollen und spannenden Ruhestand“, sagt Münster.
Vereine werden Barbara Paul vermissen
Auch die beiden größten Bad Dübener Vereine wünschen Paul alles Gute. „Barbara hatte für uns Vereine immer ein offenes Ohr. Egal ob es um Fördermittel oder Hallenbelegungen ging“, sagt Wencke Stein vom TV Blau-Gelb 90. Für Frank Hackbarth vom SV Bad Düben geht mit Paul eine kleine Legende in den Ruhestand. „Ich hoffe, sie geht uns nicht völlig verloren und man sieht sich hier und da. Wir wünschen ihr für den neuen Lebensabschnitt alles Gute“, so Hackbarth.
Die Fußstapfen, die Barbara Paul hinterlässt, sind groß. Das weiß auch Kristin Anders. Die 44-Jährige tritt Pauls Nachfolge im Rathaus an und fühlt sich der Aufgabe gewachsen. „Ich war dreieinhalb Jahre in der Touristinfo und habe mich an der Seite von Barbara in den vergangenen Monaten etwas eingearbeitet. Das wird schon alles klappen“, freut sich Anders auf die neue Herausforderung.