Beiträge für Kita und Hort 2024: Wieso zahlen Dübener Eltern am meisten?

Die Städte Eilenburg, Bad Düben und Delitzsch haben die Elternbeiträge für die Kinderbetreuung für 2024 angepasst. In Bad Düben wird es am teuersten – warum ist das so?

Quelle: Freitag, 29. Dezember 2023, LVZ Lokales

von Ilka Fischer

Nordsachsen.
Kinder sind uns lieb und teuer. Das mit dem teuer gilt leider auch für die Betreuungskosten. Die LVZ hat die ab 1. Januar 2024 geltenden Elternbeiträge in Delitzsch, Eilenburg und Bad Düben einmal näher unter die Lupe genommen.

Alle drei Städtepassen 2024 die Beiträge an

Alle drei Städte haben die Beiträge im Herbst 2023 für das kommende Jahr angepasst. Verglichen wurden die Kosten, die eine voll zahlende Familie für das jeweils erste Kind monatlich hat, wenn sie ihr Kind neun Stunden in Krippe/Kindergarten beziehungsweise sechs Stunden im Hort betreuen lässt. Für Geschwisterkinder und Alleinstehende gibt es überall Abminderungen. Auffallend ist, dass Bad Düben, die mit knapp 8000 Einwohnern kleinste der drei Städtesowohl in der Krippe als auch im Kindergarten und im Hort die höchsten Beiträge hat. In der Krippe, für die 254 Euro fällig werden, reicht nicht einmal das Kindergeld von derzeit 250 Euro im Monat. Die 16 000-Einwohner-Stadt Eilenburg ist da 20 Euro günstiger. In Delitzsch (25 000 Einwohner) kostet der Krippenplatz sogar noch zwölf Euro weniger.

Allerdings müssen die Eilenburger dem Spitzenplatz der Delitzscher bei der Krippe nichtnachtrauern, da die Krippenzeit nur zwei Jahre, die im Kindergarten und Hort dagegendrei beziehungsweise vier Jahre beträgt. Und bei den Älteren kommen die Eilenburger mit 124 Euro im Kindergarten und 73 Euro für den Hort am günstigsten weg. Auffallend sind die extrem hohen Kosten im Bad Düben. 170 Euro beziehungsweise 95 Euro werdenauch sonst nirgends zwischen Eilenburg, Bad Düben und Delitzsch verlangt. Damit zahlen Bad Dübener Eltern eines Kindergartenkindes zum Beispiel 46 Euro mehr als diein Eilenburg – pro Monat.

Doch woran liegt das? Zunächst gilt einmal: Die Kommunen können die Elternbeiträge ingewissen Grenzen frei festsetzen. Der Freistaat Sachsen schreibt ihnen lediglich vor, dass die Eltern in der Krippe zwischen 15 und 23 Prozent sowie im Kindergarten zwischen 15und 30 Prozent der Gesamtkosten tragen müssen. Beim Schulvorbereitungsjahr und dem Hort reicht die Spanne sogar von 0 bis 30 Prozent.

Bei der Festlegung, wie viel Prozent der Kosten sie auf die Eltern umlegen, hat Bad Düben als erste von den drei Städten auf einen Automatismus gesetzt. Danach müssen Elternbeiträge nicht mehr jedes Jahr neu im Stadtrat verhandelt werden. Vielmehr geltendie jährlich ermittelten Betriebskosten als Ausgangsbasis. In Bad Düben werden daher nun im Krippenbereich 18, im Kindergarten 29, und im Hort 30 Prozent der anfallenden Kosten auf die Eltern umgelegt. Allerdings hatte Bad Düben mit Blick auf dieangespannte allgemeine Situation die eigentlich fällige Erhöhung für 2023 ausgesetzt.

Warum verlangt Bad Düben so viel mehr?

Eilenburg stellt mit der nächsten Beitragsanpassung ebenfalls auf diesen Automatismusum. Es beteiligt die Eltern in der Krippe wie in Bad Düben mit 18, im Kindergartenallerdings nur mit 23 und im Hort mit 25 Prozent der Kosten. Für Delitzsch gibt es soeinen Automatismus nicht. Hier hatte sich der Stadtrat im Herbst entschieden, die Elternbeiträge 2024 in allen drei Betreuungsformen jeweils gleich, und zwar um neun Euro steigen zu lassen. Doch warum verlangt Bad Düben nun so viel mehr als anderswo? Bürgermeisterin Astrid Münster (FWG) hat da eine Vermutung. „Bei uns sind die Betriebskosten auch deshalb höher, weil wir unseren drei freien Trägern – Arbeiterwohlfahrt, Diakonie und Evangelisches Schulzentrum – relativ viel Geld für die Verwaltung zugestehen.“ Bad Düben, das selbst keine kommunale Kindereinrichtung hat, wolle auch hier Qualität. Kommunen, die ihre Kitas und Horte selbst betreiben, würden dagegen ihre Verwaltungskosten nicht oder nicht immer voll mit reinrechnen.

Astrid Münster will die Gelegenheit aber nutzen und mit einem immer mal wiedergeäußerten Irrtum aufräumen. „Die Investitionskosten für den neuen Hort spielen beider Ermittlung der Betriebskosten keine Rolle und haben damit auch keinerlei Auswirkungen auf die Elternbeiträge.“

Elternbeiträge sind nicht das alleinige Maß

Nur auf die Elternbeiträge reduzieren lassen sich die Kosten für die Eltern nicht. Im Gegensatz zu Delitzsch gewähren Eilenburg und Bad Düben (wie übrigens auch Laußig) Zuschüsse für die Verpflegung. Während Eilenburg pro Portion und Getränk bis zu 40 Cent bezahlt, übernimmt Bad Düben inzwischen für alle Kinder in der Betreuung die Kosten für die Getränke. Beide Städte investieren damit noch einmal jeweils rund 90 000 Euro jährlich in den Nachwuchs.

Der Blick in die Umlandgemeinden

Der Vollständigkeit halber hat die Leipziger Volkszeitung aber auch die Beiträge für die Dörfer in der Region recherchiert. Auffallend sind da die geringen Kosten in Mockrehna, was, in der Region einzigartig, zudem seine Beiträge seit 2019 nicht erhöht hat.
Bürgermeister Peter Klepel (parteilos) verweist darauf, „dass wir bei den Kosten schon sehr aufpassen.“ Aber er räumte auch ein, dass es der Gemeinde in die Karten spiele, dass sie derzeit viele junge Leute in den Erzieherteams mit noch nicht so hohen Erfahrungsstufen habe. „Noch halten wir mit unseren Beiträgen die Freistaat-Vorgabenein. Doch 2024“, so blickt er voraus, „werden dann auch wir für 2025 sicher neu rechnen müssen."

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