Die Bad Dübener Bürgermeisterin Astrid Münster (48, FWG) hat sich bereits gegen Corona impfen lassen. Laut Impf-Verordnung wäre sie noch lange nicht an der Reihe gewesen. Ein anonymer Brief von Awo-Mitarbeitern war Anlass nachzuhaken.
Bad Düben
Nun hat auch Bad Düben sein Skandälchen. Wenige Tage vor der Bürgermeisterwahl steht Amtsinhaberin Astrid Münster in der Kritik. Die 48-Jährige hatte sich bereits im Januar vorzeitig gegen Corona impfen lassen. Inhaltlich gleicht die Geschichte der des Oschatzer Oberbürgermeisters. Auch er hatte einen Anruf und das Angebot erhalten, schnell zu kommen, weil noch Impfdosen übrig seien, die sonst verfielen. Da sagt der normale Menschenverstand, nichts wie hin und Ärmel hochkrempeln. Oder doch nicht? Das Vorgehen in Bad Düben gibt dem faden Beigeschmack Würze. Denn gerade die Arbeiterwohlfahrt, die nunmehr Kritik aus der eigenen Belegschaft erfährt, sollte doch irgendwo noch einen über 80-Jährigen in der Hinterhand haben für genau diesen Fall. Schlechte Organisation ist wohl eher auszuschließen. Zumal bisher immer zu wenige Impfdosen das Problem waren.
Dem unmoralischen Angebot folgte eine moralisch verwerfliche Reaktion. Ja, es gibt Schlimmeres im Leben. Und wenn wir als Presse irgendwann davon berichten, dass Impfdosen entsorgt werden müssen, weil sie nicht verimpft wurden, diskutiert Deutschland mit seinen gefühlt hunderttausend Experten ganz anders. Das entschuldigt moralische Verfehlungen nicht. Das sollte aber dazu beitragen, beim Verurteilen die Kirche im Dorf zu lassen. Den Rest muss Astrid Münster mit sich ausmachen. Und das wird schwer genug. Auch, dass sie die Gelegenheit nicht eher nutzte, über diesen Vorgang aufzuklären. Jetzt, drei Tage vor der Wahl, kocht die Geschichte hoch, ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Denn ein solches Verhalten provoziert zwangsläufig öffentlichen Druck.
Von Frank Pfütze