Quelle: Freitag, 09.08.2024, LVZ Delitzsch-Eilenburg
Von Steffen Brost
In den Heimen der Arbeiterwohlfahrt Bad Düben, des Diakonischen Werkes Delitzsch-Eilenburg und im Gut Göritz in Schönwölkau gibt es eine wertvolle Ergänzung zur traditionellen Pflege.
Bei der Arbeiterwohlfahrt Bad Düben, dem Diakonischen Werk Delitzsch-Eilenburg und im Gut Göritz in Schönwölkau wird regelmäßig gegärtnert. Bei der sogenannten Gartentherapie können sowohl Demenzerkrankte als auch Senioren aus dem Betreuten Wohnen regelmäßig in dafür gestalteten Bereichen Grünanlagen unter Anleitung von Gartentherapeuten Blumen, Grünpflanzen und Gemüse setzen und pflegen. Die Beschäftigungstherapie ist speziell auf die Senioren und die demenzerkrankten Bewohner zugeschnitten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Steigerung der Gesundheit und des Wohlbefindens.
„Durch eine Ausschreibung von der Industrie- und Handelskammer bekamen wir von dem Projekt Wind. Wir haben uns beworben und derzeit befindet sich eine Mitarbeiterin in der Ausbildung zur Gartentherapeutin“, sagte Pflegedienstleiterin Janine Krämer vom Awo-Pflegeheim in Bad Düben. Derzeit läuft der Gartentag alle zwei Wochen in der großzügig angelegten Grünanlage im Hof des Pflegeheimes in der Neuhofstraße in Bad Düben. „Viele unserer Bewohner hatten, bevor sie zu uns kamen, zu Hause auch einen Garten oder einen Hof. Von daher erinnern sie noch die Abläufe. Derzeit gibt es bei uns sechs Bewohner, die an dem Projekt mitmachen. Sie sind zwischen 80 und 90 Jahre alt. Für Senioren, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, haben wir mehrere Hochbeete angeschafft, wo man einfach darunter fahren und dann direkt aus dem Rollstuhl heraus am Hochbeet arbeiten kann“, so Krämer weiter. Angebaut werden nicht nur Blumen, sondern auch Tomaten, Gurken, Zucchini, Kräuter und Haselnuss, das alles in der hauseigenen Küche verarbeitet wird.
Achim Stein und Hildegard Czaika wohnen schon einige Jahre im Pflegeheim und im Betreuten Wohnen des Diakonischen Werkes in der Halleschen Straße 44 in Delitzsch. Im 2011 angelegten Gelände gibt es schon seit vielen Jahren einen herrlichen Sinnesgarten, der bereits mehrfach als „Schönster Garten“ prämiert worden ist. „Wir haben hier 65 Menschen im Pflegebereich in drei Wohngruppen sowie 15 seniorengerechte Wohneinheiten. Unser Sinnesgarten sowie die Bereiche rechts und links daneben werden zudem für die Gartentherapie genutzt“, sagte Geschäftsführer Tobias Münscher-Paulig.
Besonders der 62-jährige Achim Stein und die 80-jährige Hildegard Czaika kümmern sich regelmäßig um die schicke kleine grüne Oase im Hof. „Wenn es gerade so wie jetzt oft sehr warm ist, dann muss ich öfters zum Gießen raus. Ich zupfe dann auch noch ein bisschen Unkraut und kümmere mich um die Pflanzen“, erklärt die Rentnerin. Die gesamte Ernte der Beete wird in der hauseigenen Küche verarbeitet. „Wir haben verschiedenstes Gemüse und auch die Äpfel unserer fünf Apfelbäume werden verarbeitet. Da sitze ich dann mit anderen Hausbewohnern im Aufenthaltsraum, schneide die Äpfel klein und mache daraus leckeres Apfelmus“, weiß Czaika. Auch für den 62-jährigen Achim Stein ist das Gartenprojekt eine schöne Beschäftigung. „Ich fühle mich dabei sehr wohl. Es ist eine tolle Abwechslung vom Alltag“, so Stein.
Eigentlich hatte das Diakonische Werk vor, eine richtige Gartenparzelle im Delitzscher Kleingartenverein „Dr. Schreber“ zu pachten. Die gut 400 Quadratmeter mit Laube und ein Gerätehäuschen sollten von Demenzkranken und Senioren gepflegt werden. Betreut von bis zu drei Ehrenamtlern. Doch aus verschiedenen Gründen ist daraus nichts geworden. Tobias Münscher-Paulig sagte dazu, dass man mit der Pacht des Kleingartens auch eine gewisse Verpflichtung hätte eingehen müssen, als wenn man das Projekt vor der eigenen Haustüre anbietet. Deswegen habe man letztlich Abstand genommen.
Tomaten ist das Lieblingsgemüse von Angelika Petzold. Die 64-Jährige aus Eilenburg ist erst seit kurzer Zeit Bewohnerin des Pflegeheimes in Schönwölkaus Ortsteil Göritz. Direkt neben dem Unterkunftsgebäude wurde bereits 2017 ein kleiner Garten mit Hochbeeten angelegt. „Hier bauen wir zusammen mit unseren Bewohnern Gemüse und auch ein paar Beeren an. Vor allem die Johannisbeeren sind sehr beliebt, weil wir damit einen leckeren Aufstrich gemeinsam mit den Bewohnern herstellen“, erzählte Pflegedienstleiterin Annette Wissotzki. Aber die Gartenarbeit ist nicht nur Tagesbeschäftigung, sie dient auch für therapeutische Maßnahmen an der frischen Luft. „Die Bewohner müssen sich dabei bewegen, Fingerfertigkeiten werden trainiert und auch der Kopf gefordert“, weiß Wissotzki um die Vorteile der Gartentherapie.