Harter Job: Warum drei Eilenburger in der Pflege arbeiten wollen

Quelle: LVZ, 01.08.2021, Nico Fliegner

Pflegeheime suchen ständig Personal. Die K&S Seniorenresidenz in Eilenburg setzt auf die Ausbildung. Hier erzählen drei junge Leute, warum sie sich für den Pflegeberuf entschieden haben.

Eilenburg

Altenpflegeheime und Pflegedienste suchen nahezu überall händeringend nach Personal. Allein der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Nordsachsen hat aktuell zwölf Stellenangebote auf seinem Internetportal gelistet, die Diakonie Nordsachsen sucht Pflegefachkräfte für den ambulanten Dienst und für das Pflegeheim in Bad Düben. Und auch die K&S Seniorenresidenz in Eilenburg war auf der Suche nach Auszubildenden – und hat sie gefunden.

Aus Kolumbien nach Eilenburg

Dort haben jetzt drei junge Leute ihre Verträge unterzeichnet, starten im September ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann. Eigentlich sind es vier. Doch Alison Johana Bernal, eine 29 Jahre alte Frau, konnte bei der kleinen Willkommensfeier nicht dabei sein. Sie wurde im Juni aus Deutschland abgeschoben, musste zurück nach Kolumbien, wo sie ursprünglich her stammt. Der Grund: Sie hatte keine Berufsausbildung, obwohl damals schon klar war, dass sie eine Ausbildung bei K&S machen wird. Ihre Familie lebt derweil hier in der Region. Alison Johana Bernal wird nunmehr in den nächsten Wochen nach Deutschland zurückkehren und nach Monaten im fernen Kolumbien wieder ihre Familie umarmen können. Und sie wird dann zum 1. September ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau antreten.

Ausbildung kontra Fachkräftemangel

Ein bisschen Wehmut herrschte deshalb schon auf der Zusammenkunft der neuen und ausgelernten Azubis bei K&S. Aber die Freude überwog durchaus, auch bei Kathleen Krieg mit Blick aufs Personal: „Wir sind auf einem guten Weg, haben in den letzten Jahren immer viele Lehrlinge ausgebildet, um so dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, sagt die Residenzleiterin. Jährlich würden drei bis vier Azubis übernommen, denn bei K&S gibt es auch älteres Fachpersonal, das in Rente geht. So könne man die Lücken relativ gut schließen.

„Man hat einen sicheren Job“

Linda Menzel (26) hat beruflich schon viele Stationen hinter sich. Die Eilenburgerin arbeitete als Bürokauffrau und war im Einzelhandel tätig. Jetzt beginnt sie eine neue Ausbildung in der Pflege und freut sich auf die Arbeit, wohlwissend, dass dies einer der härtesten Berufe ist. Aber sie ist guter Dinge: „Der Beruf ist vielseitig und man hat einen sicheren Job.“ Berührungsängste im Umgang mit älteren Menschen hat sie nicht, auch die Schichtarbeit stört sie nicht. Das ist auch bei Paula Lindner so. Die 17-Jährige war bis vor Kurzem Schülerin am Martin-Rinckart-Gymnasium, hat sich aber entschlossen, statt Abitur die Ausbildung in der Pflege zu machen. Das Corona-Jahr sei für sie als Gymnasiastin schwierig gewesen, erzählt sie. Und da ihre Mutter in der Pflege tätig ist und sie schon mal zur Probe arbeiten war, weiß sie, was auf sie zukommt. „Alten Menschen helfen, das ist doch was Schönes“, erzählt Max Reibestein. Der 18-jährige Leipziger hat sich schon um seine Großeltern gekümmert. Daraus sei der Berufswunsch entstanden – auch er ist einer der neuen Azubis.

Unterricht haben die jungen Leute im Berufsschulzentrum (BSZ) Rote Jahne. Das BSZ kooperiert mit 13 Unternehmen in der Region. Die Ausbildung zielt dabei nicht mehr allein auf die Altenpflege ab, sondern ist vielfältiger geworden. Der Beruf zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann beinhaltet die Kinder- und Jugendpflege, die Erwachsenen- und die Altenpflege. So durchlaufen die Azubis auch Stationen im Krankenhaus und in der ambulanten Pflege, lernen alle Fachrichtungen kennen und können später auch in allen arbeiten. Dadurch sind die beruflichen Perspektiven größer.

Azubis des Jahres gekürt

Die Eilenburger Seniorenresidenz hofft natürlich, dass die Azubis später im Unternehmen bleiben. Die Wertschätzung von Mitarbeitern wird deshalb groß geschrieben – und das fängt schon bei den Azubis an. Wer sich besonders gut macht, wird belohnt. Als Azubi des Jahres darf der- oder diejenige dann ein Jahr lang kostenlos einen Kleinwagen nutzen.

Dieses Jahr ist Philipp Schmidt Azubi des Jahres geworden. Der junge Mann sei „besonders empathisch, gegenüber den Bewohnern sehr fürsorglich“ und er habe sich gut in das Team integriert und sei sehr einsatzbereit, lobt Pflegedienstleiterin Beate Ralle. „Herr Schmidt rief mich mal an und sagte, kann ich denn arbeiten kommen, ich halte es zu Hause nicht mehr aus. Das ist einfach selten.“

Von Nico Fliegner

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