Interview mit AWO-Geschäftsführer Marko Schreiber - Vision: Neubau für Großküche und Fahrdienst

Quelle: Dübener Wochenspiegel, 08.12.2021, Kevin Phillipp

(Bad Düben/Wsp/kp). Neue Tagespflege, neuer Hort, neue Ideen – die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Nordsachsen hat derzeit alle Hände voll zu tun. Der Dübener Wochenspiegel sprach mit Geschäftsführer Marko Schreiber über aktuelle und kommende Projekte.

Dübener Wochenspiegel: Wer die Zeitung in den letzten Monaten aufmerksam gelesen hat, wird schnell merken: Bei der AWO ist derzeit viel Bewegung drin.

Marko Schreiber: Der Eindruck täuscht nicht. Die Arbeit wird nicht weniger. Wir konnten den neuen Hort in Betrieb nehmen. Hier läuft es ganz gut. Am Montag (Anm. d. Red.: 29.11.) konnten wir unsere neue Tagespflege „Am Schalm“ mit etwas Verspätung eröffnen. Seitdem haben wir hier täglich bis zu zwölf Gäste, die betreut werden. 18 Plätze haben wir, es gibt also noch etwas Kapazität. Und natürlich beschäftigt Corona auch uns im Alltag erheblich. Es gilt, ständig die Hygienekonzepte anzupassen und abzustimmen. Es ist viel Kommunikationsarbeit nötig. Es ist und bleibt eine Ausnahmesituation.

Wsp: Sie sprechen die Tagespflege im ehemaligen Ledigenheim an. Ein echter Glücksgriff?

Schreiber: Definitiv. Es ist unsere erste Tagespflege überhaupt. Die Überlegungen zu diesem Schritt existieren einige Jahre – auch weil die Nachfrage stetig ansteigt. Kurzzeitig stand sogar ein Neubau im Raum. Dann übernahmen die Investoren das „Bullenkloster“ und wir traten mit dem Verwalter Optimum in Kontakt. Wir sind jetzt im kompletten Erdgeschoss eingemietet. Des Weiteren entstanden 32 barrierefreie Wohnungen, bei denen wir auch vermitteln können. Das Ganze war auch finanziell ein Glücksfall für uns: Statt 6 oder 7 Millionen Euro für einen Neubau inklusive eines Betreuten Wohnens zu investieren, flossen nun „lediglich“ 100.000 Euro in die neue Einrichtung.

Wsp: Mit dem Hortneubau ist Platz im „Spatzenhaus“ frei geworden. Der „Märchenland“-Komplex soll perspektivisch verschwinden. Wie geht es denn hier weiter?

Schreiber: Hier liegt der Ball bei der Stadt. Bürgermeisterin Astrid Münster hat signalisiert, dass es zu den nächsten Projekten zählt. Die Idee, „Spatzenhaus“ und „Märchenland“ unter einem Dach, jedoch weiterhin als zwei räumlich getrennte und konzeptionell auch unterschiedliche Einrichtungen zu belassen, ist noch immer aktuell. Die Kommunikation zwischen Personal, Eltern, Verwaltung und uns als Träger ist eine herausfordernde Aufgabe.

Wsp: Im „Märchenland“-Komplex befinden sich auch Ihr Fahrdienst samt Stellplätze sowie die Flüchtlings-Sozialarbeit. Wo sollen diese später einmal unterkommen?

Schreiber: Die AWO ist bereits Eigentümer der Freifläche auf der Ecke Schmiedeberger/Sandstraße. Auch das benachbarte Grundstück mit den zerfallenen Gebäuden gehört uns seit kurzer Zeit. Die Idee ist, auf dem dann insgesamt 1.400 Quadratmeter großen Areal ein neues Gebäude mit Tiefgarage zu bauen, in das der Fahrdienst, Teile der Geschäftsstelle, Beratungsdienste und eventuell eine ambulant betreute Wohngruppe einziehen können. Außerdem schwebt uns vor, eine Großküche zu installieren. Unser Ziel ist es, für die Kinder der Bad Dübener Kita- und Schullandschaft täglich frisch in Bad Düben zu kochen. Dazu werde ich in den kommenden Wochen einige Gespräche führen und schauen, wie groß die Nachfrage ist.

Wsp: Das klingt wiederum nach einer großen finanziellen Herausforderung.

Schreiber: Ich gehe von einer Investition in Höhe von mindestens 3 Millionen Euro aus. Die größte Herausforderung der nächsten Jahre ist allerdings eine andere: der demographische Wandel. Zwar konnten wir in den letzten fünf Jahren um 100 Personen auf nun rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufstocken. Dennoch erwartet uns in den nächsten Jahren ein großer altersbedingter Einschnitt, den es aufzufangen gilt.

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