Quelle: Dienstag, 23. April 2024, LVZ Lokales
Von Kathrin Kabelitz
Diese Reaktion überraschte selbst erfahrene Mühlenpreis-Akteure. Als Jeniffer Joost am Freitag als Siegerin in der Kategorie Frischer Wind auf die Bühne des Eilenburger Bürgerhauses gerufen wurde, wischte sich die junge Frau sichtlich gerührt immer wieder verstohlen die Tränen aus den Augen. Mit einem seufzenden „Hach“ setzte sie zur kleinen Dankesrede an, in er sie eins bekannte: „Ein Ehrenamt bedeutet viel Arbeit, aber es hat viel mit Leben und Lebensfreude zu tun.“ Ihr Verein, die Akrobatik-Abteilung des LSV Mörtitz, sei wie eine zweite Familie, „aus der ich viel Kraft für mein Ehrenamt schöpfe.“ Vor über 15 Jahren hatte die heute 26-Jährige begonnen, hier zu trainieren. Längst gibt sie ihr Wissen an den Nachwuchs weiter, ermöglichte es auch während ihrer Ausbildung zur Krankenschwester und anschließend im Drei-Schicht-System stets, das wöchentliche Training mit großem persönlichen Einsatz abzusichern.
„Zieht auch ihr die Kraft aus eurem Ehrenamt und nutzt sie für die Herausforderungen in eurem Leben“, gab Jennifer Joos ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern, die sich tagtäglich in Vereinen, Verbänden oder auf privater Ebene einbringen, mit auf den Weg. Stellvertretend für diese ehrten Landkreis Nordsachsen, Sparkasse Leipzig und Leipziger Volkszeitung in diesem Jahr erneut vier Gewinner in vier Kategorien. „Es sind Menschen, die den Mut und die Entschlossenheit haben, Dinge anzupacken“, so Sparkassen-Vertriebsdirektor Michael Tiedtke.
Erstmals vorgeschlagen und gleich gewonnen – ein wahrer Start-Ziel-Sieg in der Kategorie „Soziales“ gelang Rosmarie Lange aus Bad Düben. Die 76-Jährige gehörte zu den Gründungsmitgliedern des AWO-Ortsvereins Bad Düben. Sie agierte als erste Geschäftsführerin des Kreisverbandes Eilenburg und dann der AWO Nordsachsen, die dank ihres enormen jahrzehntelangen Engagements „zu einer unverzichtbaren Säule in der Sozialarbeit geworden ist“, wie es in der Begründung hieß. Später wechselte sie in den Kreisvorstand, bis zu ihrem Ausscheiden 2023 wurden es noch einmal 15 Jahre, die sie auch in ihrer Freizeit für die AWO auf Achse war.
In der Kategorie „KulturLandschaft“ setzte sich Gunter Röhr aus Wellerswalde durch. Der 65-Jährige gründete 2003 mit weiteren Mitgliedern den Heimatverein und sammelte jedes Detail zur Dorfgeschichte. Er veröffentlichte mehrere Bilderbücher zur Ortsgeschichte, initiierte eine Heftreihe zum Leben im Dorf, sorgte für die Freilegung der Oppelschen Gruft in der Kirche und kümmerte sich um die Errichtung von Sitzgelegenheiten im Ort. Mit immer neuen Ideen sorgt er für den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft und hat Traditionen ins Leben gerufen, die Alt und Jung zusammen bringen.
Corinna Wüste aus Zschortau heißt die Siegerin in der Kategorie „Sport“. Die heute 62-Jährige trat vor über 30 Jahren als Mitglied dem Sportverein Zschortau bei und ist in der Frauensport- und Volleyballgruppe aktiv. Aufgrund ihres großen Engagements für den Vereinssport wurde sie 2007 in den Vorstand gewählt und ist als Vorstandsvorsitzende an der Förderung der einzelnen Sektionen und am Zusammenhalt im Verein interessiert. Als treibende Kraft ist sie für umfangreiche Investitionen an und auf den Sportstätten mit verantwortlich. Corinna Wüste engagiert sich, so die Jury, „überdurchschnittlich für die Belange des Kinder- und Jugendsports.“
In diesem Jahr kürten Landkreis, Sparkasse und LVZ zum 26. Mal die Mühlenpreisträger. 105 Frauen und Männer wurden seit 1999 für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Diesmal traf die Jury ihre Wahl aus 29 Vorschlägen. Jeder Gewinner erhält neben der Urkunde eine in den AWO-Werkstätten handgefertigte, nur für diesen Zweck hergestellte Wanduhr sowie 500 Euro. Für musikalische Umrahmung sorgte das Bläserquintett des Polizeiorchesters Sachsen.
„Ehrenamtliche Tätigkeit ermöglicht es den Menschen, aktiv an der Gestaltung ihres Lebensumfelds mitzuwirken. Sie ist damit ein wichtiger Motor für das Funktionieren unserer demokratischen Gesellschaft“, so der 1. Beigeordnete des Landkreises Nordsachsen, Eckhard Rexroth. Den Mühlenpreis gebe es auch, um diese Botschaft immer wieder in die Öffentlichkeit zu tragen.