Mit der derzeitigen Corona-Politik der Bundesregierung ist Heidrun Klatte unzufrieden. Nun will die 62-Jährige nicht mehr ruhig sein, sondern ihren Protest hörbar machen. Dafür greift die Bad Dübenerin derzeit jeden Vormittag zur Gitarre.
Bad Düben
Um 11 Uhr öffnet Heidrun Klatte ihr Wohnzimmer-Fenster in der Bad Dübener Baderstraße. Die 62-Jährige greift zu ihrer Gitarre und singt das Lied von der „Kleinen weißen Friedenstaube“. Mit diesem und weiteren Stücken will die Bad Dübenerin, die in ihrer Freizeit den AWO-Chor leitet, friedlich ihren Protest gegen die Lockdown-Politik der Bundesregierung zum Ausdruck bringen.
„Habe das Gefühl, dass wir nur Einzelkämpfer sind“
Heidrun Klatte hat ihre Gründe, sieht sich aber keineswegs als Corona-Leugnerin. „Viele Menschen wurden durch die Politik zwangsweise stillgelegt. Geschäfte mussten dicht machen. Die Existenz vieler ist in Gefahr. Ich will jetzt nicht mehr ruhig sein und friedlich demonstrieren. Trotzdem habe ich aber das Gefühl, dass wir alle nur Einzelkämpfer sind. Wenn man sich gegen diese Lockdown-Politik äußert, wird man sehr schnell mit diesen sogenannten Querdenkern, man sollte diese lieber Quertreiber nennen, in einen Topf geworfen. Mit meinen Liedern will ich aber meinen Unmut und meine Unzufriedenheit ausdrücken, die ich habe.“
Heidrun Klatte folgt Beispiel ihrer Schwester
Dass es Corona gibt, das weiß die 62-Jährige. Auch in ihrer Familie gab es die Krankheit bereits mit schlimmen Folgen. Allerdings gefällt Heidrun Klatte der Umgang mit der Pandemie nicht. „Kunst und Kultur gehen den Bach runter, Vereine dürfen ihrer Bestimmung nicht nachgehen und viele Geschäfte bangen um ihre Existenz. Auch meine Schwester ist davon betroffen. Sie führt das Gästehaus Musica in Bad Suderode. Sie hat am 27. März eine musikalische Aktion gestartet. Jeden Tag um 11 Uhr singt sie Friedenslieder. Ich habe mich dieser Aktion angeschlossen und singe auch jeden Tag 11 Uhr an meinem Fenster. Sorgen mache ich mir im Hinblick auf all die Menschen, die nicht arbeiten dürfen. Es fehlt das Geld. Zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig.“
Neuer Text zu altem Lied
Heidrun Klatte hat deshalb zum Lied „Danke für diesen guten Morgen“ einen neuen Text geschrieben. Und darin heißt es: „Danke für meine Arbeitsstelle, Danke, die es nun nicht mehr gibt. Danke für all die freien Tage ohne Sinn und Glück. Danke für dieses Recht auf Arbeit, Danke, das uns genommen wurde. Danke, wozu noch weiterleben, wenn man nichts mehr hat.“ Unterm Strich könne sie sagen „Musik ist der Atem der Seele“, so Klatte.
Kurstädterin macht sich Sorgen um ihre Zukunft
Beruflich hat die Kurstädterin Glück im Unglück. Denn 2021 erkor sie für ihr Sabbatjahr aus. Dennoch blickt sie skeptisch auf ihre restlichen Arbeitsjahre als Musiklehrerin am Beruflichen Schulzentrum Rote Jahne. „Ob das alles so wieder wird? Auch meine Nebenbeschäftigung als Musiklehrerin in der Volkshochschule ruht derzeit wegen den geltenden Bestimmungen. Genauso ist es im AWO-Chor. Eigentlich wollten wir in diesem Jahr unser 25. Jubiläum feiern. Das haben wir erst einmal verschoben“, sagt Heidrun Klatte.
Von Steffen Brost