Kinder ab vier Jahre werden in Bad Düben und Rackwitz auf Corona getestet – mit dem Lolli-Test. Wie läuft das? Die eigens entwickelten Modellprojekte hatte der Freistaat abgelehnt. Zwar sind Tests in den Grundschulen nun gesetzlich festgelegt. Wie geht es bei den Kitas weiter?
Bad Düben/Rackwitz
Bad Düben und Rackwitz waren vor einigen Wochen vorgeprescht. Sie testeten bereits, noch bevor es für Grundschüler vorgeschrieben war, Schüler und zusätzlich Kita-Kinder ab 4 Jahre regelmäßig auf das Corona-Virus. Um die Einrichtungen im eingeschränkten Regelbetrieb unabhängig von den Inzidenzwerten weiter öffnen zu können, reichten die Kommunen entsprechende Modellprojekte beim Freistaat ein. Sachsen hat diese zwar abgelehnt, die freiwilligen Tests der ab Vierjährigen aber gehen in Bad Düben und Rackwitz weiter. Mittlerweile ziehen auch andere Kommunen nach, so Löbnitz und beispielsweise Oschatz ab Montag.
Eltern zeigen große Bereitschaft
Die Angebote stoßen bei den Eltern bisher auf große Resonanz. „In Bad Dübener Einrichtungen werden zwischen 80 und 90 Prozent der über vierjährigen Kita-Kinder getestet, 100 Prozent der Mitarbeiter“, ist Bürgermeisterin Astrid Münster (FWG) froh über die Bereitschaft. „Das ist eine Wahnsinnsleistung der Eltern und Kinder“, sagt sie. Bis zuletzt gab es keine positiven Fälle.
Enttäuschung über abgelehnten Modellversuch
Vertreter der Einrichtungen, der Eltern und der Träger waren im Vorfeld einbezogen. „Die Elternsprecher haben gute Ideen eingebracht, wie wir das Anliegen an die Eltern herantragen können.“ Bad Düben mache mehr als verlangt werde. Die Testungen würden aber die Möglichkeit bieten, „auch in den Familien Infektionsketten schnell zu erkennen und zu unterbinden.“ Dass diese Ergebnisse nicht in einem Modellversuch erfasst würden, sei schon enttäuschend. Die Stadt habe sich davon keine Vorteile erhofft, sondern könne so vielmehr eine Unmenge an Daten liefern, die Aussagen zum Infektionsgeschehen ermöglichen sowie Erkenntnisse, ob und wie Tests für solche kleine Kinder möglich seien und akzeptiert würden.
Lolli-Tests werden angewandt
Ein Morgen in dieser Woche in der AWO-Kita Märchenland in Bad Düben. Merle (4), Lara (3), Hannes (2) und dessen Schwester Pia (4) spielen. Nun werden sie kurz an einen Tisch in einer Ecke des Raumes gerufen. Schnell ein Schluck Wasser trinken, um genug Speichel zu haben. Dann lutschen sie an einem Plaste-Lolli, bis der Teststreifen durchnässt ist. Sie sind konzentriert bei der Sache und warten geduldig, bis Vera Mittelfeld das Zeichen gibt: Lollis raus. Kurz darauf spielen die Kinder weiter. Die Erzieherinnen lesen nach 15 Minuten die Ergebnisse ab, protokollieren sie. Dann sind die nächsten dran.
Zweimal in der Woche absolvieren die Mädchen und Jungen des Märchenlandes – die Einwilligung der Eltern vorausgesetzt – in ihren festen Gruppenräumen einen Corona-Schnelltest. In den Gruppen Eichhörnchen und Hase werden an diesem Tag jeweils 17 Kinder getestet. Das Prozedere läuft gut, schätzt Leiterin Susanne Kleinstück ein. Die Kinder würden mitmachen, das Testen würde akzeptiert, „Sollte ein Test positiv sein, werden sofort betroffene Eltern informiert sowie das Gesundheitsamt, Stadt und Träger, mit denen weitere Maßnahmen besprochen werden.“
Akzeptanz auch in Rackwitz
Auch Rackwitz testete, bevor es die sächsische Schutzverordnung verpflichtend festlegte, Grundschüler auf das Coronavirus, erklärt der Rackwitzer Bürgermeister Steffen Schwalbe (parteilos). Die Tests seien nur durchgeführt worden, wenn der Inzidenzwert über 100 lag und die Eltern ihre Zustimmung gaben. Dies hatten zwischen 75 und 90 Prozent getan. Unter den selben Voraussetzungen seien zusätzlich Kita-Kinder ab vier Jahren getestet worden.
Rackwitz prüft Akzeptanz von Tests für Kinder ab 3 Jahre
Nachdem die Testpflicht für Grundschüler festgelegt wurde, führt Rackwitz sein Testkonzept in den Kindertageseinrichtungen auf freiwilliger Basis fort. Die Kosten für die Tests übernimmt die Kommune. Getestet werden die Kinder mittlerweile analog zu Bad Düben zweimal pro Woche. Zwischen 80 und 90 Prozent aller Eltern haben hierfür ihre Zustimmung gegeben, sagt Schwalbe. Wurde zunächst der Spuck-Test verwendet, setzt die Gemeinde Rackwitz seit etwa zwei Wochen ebenfalls den Lolli-Test ein. Laut Schwalbe laufe aktuell eine Elternbefragung, ob auch Kinder ab 3 Jahren diesen Test nutzen könnten.
Von Kathrin Kabelitz und Mathias Schönknecht