In Bad Düben verschwinden zwei Schandflecke. Eine Firma hat das ehemalige Ledigenwohnheim der NVA im Postweg, auch bekannt als Bullenkloster, gekauft. Sie hat auch grünes Licht für den Erwerb des benachbarten Würfels. Erstmals sagt der Investor nun, was er genau mit den beiden Objekten vorhat.
Bad Düben
Ledigen-, Fähnrichwohnheim der NVA oder Bullenkloster – in Bad Düben kursieren einige Namen für den Plattenbau im Postweg 15. Seit Jahren war er wegen seines Zustandes schlichtweg nur noch der Schandfleck. Mittlerweile ist der Fünfgeschosser verkauft. Stadt und Bürger registrieren mit Freude – es tut sich was. Mit einer Antwort auf die Frage, was in dem Gebäude genau passieren soll, hat der Investor einige Zeit gewartet. Denn das in Wien ansässige Unternehmen VIG zeigte zusätzlich Interesse am benachbarten Würfel, sieht beide Objekte im Kontext. Jetzt hat der Stadtrat auch dieses Ansinnen abgesegnet.
Kernsanierung läuft bereits
Überzeugt haben das Konzept, aber auch das Tempo, das die Bauherren beim Wohnheim vorlegen. Das Gebäude ist eingerüstet, die Kernsanierung läuft. „In vier Etagen entstehen 32 seniorengerechte Ein- und Zweiraumwohnungen mit Balkon“, so Peter Freund, Geschäftsführer der Optimum Immobilienverwaltung GmbH & Co. KG, die das Objekt verwaltet. Dass bisher alles so reibungslos läuft, sei auch der „sehr guten Kommunikation mit Landratsamt Nordsachsen und Stadt Bad Düben“, zu verdanken.
Das steckt hinter Bullenkloster und Würfel
Ledigenwohnheim. Im Volksmund ist der Fünfgeschosser im Postweg 15 seit Jahren als Bullenkloster bekannt. In der Blütezeit Bad Dübens als Garnisionsstadt diente das Objekt als Ledigenwohnheim für NVA-Soldaten, nach der Wende als Unterkunft für Spätaussiedler. Auch die Rettungswache war hier zeitweise stationiert. Seit Ende der 1990er-Jahre steht das Objekt leer. Zuletzt war nur noch vom Schandfleck die Rede – offenstehende Fenster, heraushängende Gardinen prägten das Bild und ringsherum wucherte das Unkraut.
Würfel. Der 1988 errichtete und im Volksmund wegen seiner Form als Würfel bekannte Plattenbau steht seit vielen Jahren leer. In der oberen Etage war zunächst ein Friseur, in der unteren hatte die Stadtbibliothek ihren Sitz. 2011 übernahm die Arbeiterwohlfahrt die Bibliothek und zog ins Jugendhaus Poly in den Windmühlenweg. Seitdem auch der Friseur aus dem Gebäude raus war, stand es leer. Dann sollte dort eine neue Begegnungsstätte rein, die Notwendigkeit hatte sich aber mit dem abgeebbten Flüchtlingsstrom wieder relativiert. Pläne für eine Sanierung wurden wegen der immensen Kosten 2017 auf Eis gelegt. Zuletzt fand hier zweimal im Jahr die von jungen Müttern organisierte Kinderkleiderbörse statt. Die Initiatoren um Katja Sonntag griffen im Vorfeld des Veranstaltungen im Frühjahr und Herbst zu Rechen, Lappen, Schaufel und Besen und brachten das Umfeld in Ordnung.
Mietpreise stehen noch nicht fest
Die Wohnungsgrößen bewegen sich zwischen 33 und 44 bis 46 Quadratmetern. Angaben zu Mietpreisen gibt es noch nicht. In jeder Etage ist eine Ein-Raum-Wohnung rollstuhlgerecht, sieben der Zwei-Raum-Wohnungen sind barrierefrei, die restlichen seniorengerecht ausgebaut: „Geplant sind Aufzug, Stellplätze, eventuell ein Radunterstand und eine Ladestation für E-Autos.“
AWO plant Tagespflege und Seniorenbegegnungsstätte
Im Erdgeschoss will die Arbeiterwohlfahrt Nordsachsen eine Seniorenbegegnungsstätte betreiben, vor allem aber eine Tagespflege für 18 Gäste eröffnen. Damit betritt sie Neuland. „Wir beschäftigen uns zwar seit drei Jahren mit einem Projekt für altersgerechtes Wohnen, bisher gab es dafür aber kein Objekt“, so Geschäftsführer Marko Schreiber. Das Angebot richte sich an Senioren und hochbetagte Menschen mit Hilfebedarf und an deren Angehörige. Es spreche Menschen an, die trotz Krankheit in ihrer häuslichen Umgebung leben möchten, tagsüber jedoch Gemeinschaft mit anderen suchen und qualifizierte fachliche Betreuung benötigen. 6 bis 7 Arbeitsplätze werden geschaffen. Die Einrichtung wird, anders als vergleichbare im Umfeld, jeden Tag und damit auch am Wochenende, öffnen. „Es geht nicht nur darum, den Menschen einen sinnvollen Tagesablauf zu bieten, sondern pflegende Angehörige zu entlasten.“
Durchaus denkbar aber kein Muss ist, dass die Gäste Mieter im Haus sind, Service-Wohnen inklusive. Denn offen für alle ist auch die neue Seniorenbegegnungsstätte. 48 Quadratmeter stehen bereit für Skatabende, Kaffeeklatsch, Mittagsangebote oder Familienfeiern.
Würfel wird zum Dienstleistungs-Cube
Und der Würfel? Der Stadtrat hat Ende April dem Verkauf des 1988 errichteten Plattenbaus für 85 000 Euro zugestimmt. Das Gebäude mit rund 310 Quadratmetern Nutzfläche steht seit 2011 leer. Die Stadt wollte sanieren, dies wurde wegen der immensen Kosten gekippt, zuletzt war von Abriss die Rede.
Der Investor plant nun hier einen Dienstleistungs-Cube mit verschiedenen Angeboten, die noch nicht festgezurrt sind: „Das könnten eine Arzt- oder Zahnarztpraxis sein, ein Friseur oder ein Kosmetikstudio, eine Physiotherapie oder ein Zeitungsladen. Interessenten können sich gern melden“, so Freund. Kurzum: Es geht um Angebote, die es im näheren Umfeld nicht gibt, von denen Bewohner des Postwegs 15 wie unmittelbare Anwohner oder alle Bad Dübener profitieren könnten. Auf 350 Quadratmeter soll die Nutzfläche wachsen. Dass die Sanierung anspruchsvoll ist, schreckt Peter Freund nicht: „Wir haben unter Berücksichtigung aller Parameter, unter anderem der Sanierungskosten, für den Postweg 15 ein stimmiges Nutzungskonzept aufgestellt. Wir sind zuversichtlich, dass uns dies auch beim Würfel gelingt.“
Nachfragen gibt es bereits
Für das Wohnprojekt sind rund zwei Millionen Euro veranschlagt, die Kosten für den Würfel stehen noch nicht fest. Wohnungen und Tagespflege sollen im Oktober eröffnen – das ist zumindest der Plan. Erste Nachfragen gibt es bereits.
Kontakt: Herr Krüger 0163 4849425, kontakt@optimum-verwaltung.de / AWO: 034243 33520.
Von Kathrin Kabelitz