So ist in Pflegeheimen der Stand beim Impfen

Quelle: LVZ, Robin Knies, 30.01.2021

Kurz nach Beginn des neuen Jahres war es soweit: Die Corona-Impfungen in Nordsachsen begannen. Vor allem die besonders gefährdeten Gruppen der über 80-Jährigen und der Pflegeheimbewohner sollten zuerst an die Reihe kommen. Mit der privaten Terminvergabe für ein Impfzentrum geht es auch in Nordsachsen schleppend voran, doch wie steht es um den Impffortschritt in den Senioren- und Pflegeheimen? Die LVZ hat nachgefragt.

Erste Impfung größtenteils erledigt

Zumindest hier gibt es gute Nachrichten: Viele Einrichtungen im Raum Delitzsch/Eilenburg haben den ersten Impftermin bereits hinter sich und warten aktuell auf Impfung Nummer zwei, die immer exakt drei Wochen nach der Erstimpfung stattfindet. Das Delitzscher Caritas-Pflegeheim St. Maria am Rosenthal etwa war besonders früh an der Reihe und bekam bereits am 9. Januar Besuch vom mobilen Impfteam des nordsächsischen Impfzentrums in Belgern, also noch vor dem öffentlichen Impfstart. „Dass die Terminvergabe bei uns so schnell und reibungslos ablief, haben wir vor allem unserem großen Träger zu verdanken“, erklärt Einrichtungsleiter Tobias Gehrmann, „kleinere Einrichtungen haben es da vermutlich schwerer.“

Die meisten anderen Pflegeheime hatten ihren ersten Impftermin zwischen Mitte und Ende Januar, werden also bis März mit den Impfungen fertig sein. Dabei lief die Terminkoordination und Kommunikation mit dem zuständigen Impfzentrum teilweise schleppend ab, wie Thomas Maeser-Merita vom Diakonie-Pflegeheim St. Nikolai in Bad Düben erklärt: „Wir wurden am Silvesterabend vom Impfzentrum kontaktiert, doch die tatsächliche Terminvergabe fand dann erst am 4. Januar statt.“

DRK-Pflegeheim Eilenburg wartet noch auf Termin

Das DRK-Pflegeheim in Eilenburg wartet sogar immer noch auf eine Terminbestätigung: „Viele Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter warten brennend auf ihre Impfung und fragen mich schon, wann es endlich losgeht, aber ich kann ihnen keine Auskunft geben, weil wir noch keine Rückmeldung vom Impfzentrum haben“, sagt Leiterin Jana Christoph.

Die Impfungen in den Alten- und Pflegeheimen werden durch mobile Impfteams durchgeführt, die im Foyer oder in der Cafeteria der Einrichtungen ein Miniatur-Impfzentrum aufbauen. Zwei Helfer der Organisation Malteser kümmern sich um die Formalitäten, während das Aufklärungsgespräch und die Impfung selbst von Ärzten durchgeführt werden. „Am Anfang ging alles ein wenig holprig voran, aber irgendwann hatten wir den Dreh raus“, erklärt Kathleen Krieg, Leiterin der Eilenburger K&S Seniorenresidenz, wo am Dienstag 163 Personen geimpft wurden. „Um 10 Uhr haben wir angefangen, und gegen 15 Uhr waren wir fertig.“

Impfbereitschaft hoch bei Senioren, verhalten bei Personal

Bei der Bereitschaft zur Impfung gegen das Coronavirus ergibt sich über alle Einrichtungen hinweg ein ähnliches Bild: Die Senioren nehmen die Impfung zum Großteil an, im Valere Seniorenpflegeheim Delitzsch lag die Quote etwa bei 90 Prozent. „Damit leisten wir einen enorm wichtigen Beitrag dazu, die höchste Risikogruppe vor einem tödlichen Verlauf einer Covid19-Erkrankung zu schützen“, so Geschäftsführer Steffen Penndorf.

Anders sieht es beim Personal aus: Hier lag der Anteil je nach Standort zwischen 20 und 50 Prozent. „Wir haben zwar im Vorfeld für die Impfung geworben, aber es ist und bleibt eben eine freiwillige Geschichte“, so Tobias Gehrmann, „es muss sich ja auch niemand gegen Grippe impfen lassen.“

Im Awo-Pflegeheim Bad Düben, wo sich etwa ein Drittel der Belegschaft impfen ließ, werden verschiedene Gründe für die eher zaghafte Teilnahme des Personals ausgemacht: „Viele sind sich aktuell noch unsicher und wollen abwarten, andere wollen sich aus Trotz nicht impfen lassen“, erklärt Heimleiterin Elke Herrmann, „dazu trägt auch der viele Unsinn bei, der aktuell in den sozialen Medien im Umlauf ist.“ Herrmann wünscht sich, dass sich noch möglichst viele Mitarbeiter für eine Covid-19-Impfung entscheiden.

Vorerst keine Impfung für Genesene

Grund für eine Nichtimpfung muss aber nicht immer der freiwillige Verzicht sein: Personen, die bereits mit dem Virus infiziert waren und wieder genesen sind, werden auf Anordnung des Gesundheitsministeriums noch nicht geimpft. Der Grund: Die derzeit knapp bemessenen Impfdosen werden vorerst für diejenigen reserviert, die noch keinen Kontakt mit der Krankheit hatten und somit noch keine Antikörper gegen das Virus bilden konnten.

Dies führt etwa im Seniorenzentrum Am Gutspark Mockrehna dazu, dass nach einem größeren Ausbruchsgeschehen Anfang Dezember nur 30 Bewohner und Mitarbeiter geimpft werden konnten. „Fast alle unserer Bewohner wollen sich impfen lassen, aber nicht bei allen ist das aktuell möglich“, erklärt Geschäftsführer Bernhard Wagner.

Keine außergewöhnlichen Nebenwirkungen

Ungewöhnliche Nebenwirkungen traten bei den Geimpften bisher keine auf. „Einige Bewohner hatten am nächsten Tag Kopfschmerzen oder leichte Grippesymptome zu beklagen, doch es gab keine Beschwerden abseits der gewöhnlichen Impfreaktionen“, sagt Markus Müller, Leiter des Caritas-Altenpflegezentrums St. Martin in Eilenburg. Er selbst habe lediglich einen leichten Druck an der Einstichstelle verspürt.

Mehr Tests für Belegschaft, strenge Regelungen für Besucher

Neben der Corona-Impfung haben viele nordsächsische Pflegeheime weitere Schutzmaßnahmen etabliert, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. So müssen Mitarbeiter laut der neuen sächsischen Corona-Schutzverordnung nun dreimal wöchentlich getestet werden. Auch Besucher müssen sich am Eingang einem Schnelltest unterziehen und FFP2-Masken tragen. Außerdem sind die Besuche in vielen Einrichtungen nur in einem bestimmten Zeitfenster möglich. Das Diakonie-Pflegeheim in Bad Düben würde sich besonders bei den Tests mehr Unterstützung wünschen. „Wir führen die Tests momentan mit unserem eigenen Personal durch, was einen erheblichen Aufwand bedeutet“, erklärt Leiter Thomas Maeser-Merita.

In der Eilenburger K&S Seniorenresidenz sind wegen einzelner Corona-Fälle aktuell gar keine regulären Besuche möglich, das Heim hat sich aber eine Alternative einfallen lassen: „Wir haben einen speziellen Besucherraum mit Trennglasscheibe und Sprechvorrichtung eingerichtet, damit unsere Bewohner trotzdem ihre Angehörigen sehen können“, erklärt Kathleen Krieg. Alternativ seien auch Videotelefonate mit der Familie möglich.

Von Robin Knies

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