Wie Bad Dübener Schüler Schwimmen und Demokratie lernen

Quelle: LVZ, 12.08.2021, Simon Ecker

Weil der Schwimmunterricht im vergangenen Schuljahr über weite Strecken nicht stattfinden konnte, gibt es in Bad Düben für Grundschulkinder in den Sommerferien Schwimmcamps. Und nebenbei lernen die Mädchen und Jungen sogar noch etwas über Demokratie.

Bad Düben

Bad Dübener Natursportbad, Donnerstagvormittag, 10.30 Uhr: Der Himmel ist von stahlgrauen Wolken verdeckt, der Sonne bietet sich nicht die kleinste Lücke. Zumindest der am Vortag noch prognostizierte Regen hat sich verzogen, wirkliches Sommerwetter herrscht trotzdem nicht. Der Blick aufs Thermometer zeigt 19 Grad Celsius. Und das mitten in den Ferien. Bei so einem Wetter zieht es normalerweise nur die Hartgesottenen ins Freibad, die – komme, was wolle – stoisch ihre Bahnen ziehen. Aber noch nicht einmal die sind heute da. Dafür eine ganze Horde Kinder.

Förderung als Partnerschaft für Demokratie

30, um genau zu sein. Die Grundschüler der Heide-Grundschule und des Evangelischen Schulzentrums (ESZ) in Bad Düben sind Teil des Schwimmcamps, das als Projekt „Partnerschaft für Demokratie in Eilenburg, Bad Düben und Laußig“ gefördert, und von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) auf Initiative der Stadt Bad Düben auf die Beine gestellt wurde. Hintergrund des Camps ist, dass der Schwimmunterricht im vergangenen Schuljahr aufgrund der Corona-Pandemie die meiste Zeit ausgefallen ist, auch auf soziale Kontakte mussten die Kinder größtenteils verzichten. Im Schwimmcamp soll das nun nachgeholt werden.

Mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ werden Projekte zu zivilem Engagement und demokratischem Verhalten gefördert. Die dazugehörigen Partnerschaften für Demokratie bestehen aus verschiedenen Akteurinnen und Akteuren, die entsprechende Projekte vor Ort entwickeln und umsetzen. Zu den Themenfeldern gehören Demokratieförderung, Menschenrechtsbildung, interkulturelle Kompetenzen, Rechtsextremismusprävention und Lokalgeschichte. Sowohl Vereine als auch Einzelpersonen und Jugendliche können mit ihren Ideen einen Förderantrag stellen.

www.demokratie-eb-bd-lau.de

Doch was hat ein Schwimmcamp eigentlich mit Demokratie zu tun? Ganz einfach, Stichwort Gleichberechtigung: „Wir haben bei allen Grundschülern und deren Eltern in Bad Düben das Interesse abgefragt. Jedes Kind sollte die gleiche Chance auf einen Platz haben“, erklärt Claudia von der AWO, die als Betreuerin vor Ort ist. Per Losfahren wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend ausgewählt. Von 100 Anmeldungen erhielten 60 glückliche Kinder einen Platz in einem der zwei Camps, die jeweils vier Tage dauern.

Wer schwimmen will, schwimmt – wer spielen will, spielt

Stichwort Gemeinschaft: „Neben dem Schwimmen geht es bei uns auch um das Miteinander“, zählt Claudia weiter auf. Bei Gruppen- und Bewegungsspielen werden Teamfähigkeit und Toleranz der Kinder geschult. Und: Die Kinder sind komplett frei, können ohne Zwänge entscheiden, ob und was sie spielen wollen. „Die Sachen stehen da, sie müssen am Ende bloß wieder zurückgebracht und aufgeräumt werden“, so Claudia. Und wem im Wasser nach ein paar Minuten Schwimmunterricht die Zähne klappern, der geht eben raus, zieht sich um, und spielt oder bastelt etwas.

Gute Laune trotz schlechtem Wetter

Apropos Schwimmunterricht: Vom bescheidenen Wetter lassen sich sowohl das Betreuerteam als auch die Kinder nicht die Laune verderben. Regen wäre blöd gewesen, da sind sich alle einig. Aber bei so einem Wetter habe man das Bad die meiste Zeit für sich, findet Schwimmlehrer Cristian. Und das sei ja auch angenehm. „Ins kühle Wasser zu springen, war für die Kinder am ersten Tag noch eine Überwindung. Seitdem fragen sie aber schon morgens, wann sie denn endlich rein dürfen“, erzählt der Lehrer, der am ESZ Sport unterrichtet.

Vom Anfänger bis zum geübten Schwimmer

Das Programm im Camp geht von morgens bis nachmittags, ein Mittagessen sowie Getränke, Obst und Gemüse sind für die Kinder inklusive. Im Wasser sind die Grundschüler pro Tag um die zwei Stunden, vom absoluten Anfänger bis zum sicheren Schwimmer ist eine breite Palette vertreten. Das macht es für Schwimmlehrer Cristian nicht gerade einfacher. Der ESZ-Lehrer teilte die Kinder nach einem Test am ersten Tag daher je nach ihren Schwimmfähigkeiten in drei verschiedene Gruppen ein. Für jede der Gruppen hat er verschiedene Übungen vorbereitet.

Wie funktionieren Armzug und Beinschlag? Wie atmet man richtig? Was ist beim Sprung ins Wasser und beim Tauchen zu beachten? Christian läuft am Beckenrand entlang, erklärt und demonstriert die Bewegungen. Die Kinder im Wasser machen es anschließend nach.

Junger Gast aus Berlin

Mit dabei sind jedoch nicht nur Bad Dübener Grundschüler, sondern auch ein junger Gast aus Berlin. Der Siebenjährige macht mit seinen Großeltern momentan Urlaub und übernachtet in den Holzfässern im Natursportbad. Als Außenstehender fügt er sich nahtlos in die Gruppe ein und macht alle Übungen und Spiele super mit, wie Cristian betont. Zunächst Fremde und Unbekannte in die Gemeinschaft aufnehmen – auch das ist eben Demokratie.

Heiß begehrte Schwimm-Abzeichen: Seepferdchen und Bronze

Am letzten Tag des Camps können alle, die möchten, noch eine Schwimmprüfung ablegen. Das Seepferdchen und das Bronze-Abzeichen stehen zur Auswahl. „Manche sind sogar schon so gute Schwimmer, dass sie das Silber-Abzeichen schaffen würden“, meint Cristian. Allein: Es fehlt im Natursportbad der 3-Meter-Turm, von dem man dafür springen müsste.

Von Simon Ecker

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