Quelle: Freitag, 28.06.2024, LVZ Lokales Delitzsch-Eilenburg
Sprit sparen und eine einfachere Parkplatzsuche – zum Fuhrpark des Pflegedienstes in Delitzsch gehört jetzt ein Motorroller, mit dem sie zu Patienten fahren
Bis zu drei Mal täglich werden Patienten besucht
Dass der Roller mit 50 Kubikmeter Hubraum fortan zum ansonsten vierrädrigen Fuhrpark der Sozialstation in der Beerendorfer Straße gehört, hat aber nicht nur nostalgische Gründe. „Auch wenn es irgendwie passt. Schwester Agnes hat sich überall eingemischt. Und das machen wir ja auch irgendwie“, schmunzelt Pflegedienstleiterin Viola Wolfgramm. Bis zu dreimal am Tag suchen die Fachkräfte etwa 100 Patientinnen und Patienten im Delitzscher Stadtgebiet und den Ortsteilen auf, helfen pflegebedürftigen Menschen beim Waschen, wechseln Verbände, geben Spritzen.
Die Zeitfenster sind oft eng gesteckt, die Arbeit körperlich anstrengend. Jede Idee, wie die Mitarbeiter schnell, aber auch bequem von A nach B kommen, ist hilfreich. „Straßensperrungen und die angespannte Parksituation erschweren die Arbeit, hinzu kommen hohe Spritpreise“, zählt Schwester Katrin Gründe auf, die beim Pflegedienst zum Umdenken in puncto Mobilität geführt haben.
Häubchen sind out – Helm ist Pflicht
Für Katrin Lehmann ist das Umsteigen auf die einer Vespa ähnlichen Maschine nichts Ungewöhnliches. Sie fährt privat Motorrad. Vorkenntnisse aber braucht es nicht, für das Fahren des Rollers reicht ein normaler Pkw-Führerschein und eine technische Unterweisung. Nutzen können alle Mitarbeiter das motorisierte Zweirad, das über eine abschließbare Koffertasche verfügt, in der sie Unterlagen und Utensilien regensicher transportieren können. „Sie müssen es aber nicht, die Autos stehen auch weiter zur Verfügung“, sagt die Pflegedienstleiterin.
Bei der jüngsten Bewertung der Qualitätsstandards durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, die der Pflegedienst gerade mit Bravour gemeistert hat, dürfte das Zweirad eher weniger eine Rolle gespielt haben. Innerhalb der AWO aber sind Delitzscher damit gewissermaßen Vorreiter. In Bad Düben und Eilenburg, wo der Wohlfahrtsverband ebenso aktiv ist, dürfte man nun mit Interesse verfolgen, wie das neue Fortbewegungsmittel ankommt. Übrigens: Das markante Häubchen, das TV-Schwester-Agnes einst auch beim Schwalbe-Fahren nicht absetzte, gibt es in der Pflege-Welt anno 2024 längst nicht mehr. Denn längst gilt: Helmpflicht.